Advantages of Differences

Was motiviert mich, mich so intensiv mit dem Thema Kultur auseinanderzusetzen?
Wenn ich mein gesamtes Leben mit Menschen aus meinem engsten kulturellen Umfeld verbracht hätte, wäre ich heute ein anderer Mensch. Ich würde Situationen und Menschen anderes wahrnehmen und anders handeln, und ich hätte so viele für mich wichtige Menschen nie getroffen und nie von ihnen gelernt. Ich würde aber auch meine Herkunftskultur weniger verstehen und schätzen. Wie Robert Frost in seinem Gedicht „The Road Not Taken“ schreibt, “Two roads diverged in a wood, and I – I took the one less traveled by, and that has made all the difference” (Von den beiden Wegen,  die sich gabelten, nahm ich den weniger begangenen, und das machte den ganzen Unterschied). (Frost 2009)  

 

 

Ich war immer neugierig auf das Andere – auf Menschen und Situationen, die mir noch fremd waren, und in den meisten Fällen war die Neugierde groß genug, um durchzugehen durch das anfängliche Gefühl der Fremdheit, das Anbranden von Vorurteilen in meinem Kopf „Die sind ja alle verrückt!“ und die Anstrengung des sich Verständlich-Machens. Später kam zur Neugierde dann auch noch das Wissen dazu, darüber wie es das letzte Mal gelaufen war, wie plötzlich neue Türen aufgingen und sich mir eine neue Welt auftat.

Mein Weg führte von der freiwilligen Sozialarbeit mit Kindern ausländischer Mitbürger*innen über die langjährige Zusammenarbeit mit Kolleg*Innen aus den verschiedensten Ländern in einer internationalen Organisation und die Moderation von internationalen Wissensnetzwerken zu einer internationalen Intervisionsgruppe von Supervisor*innen und Berater*innen. Rückblickend passt der Name dieser Intervisionsgruppe Advantages of Differences zu allen diesen Stationen. Mein ganzes Leben lang durfte ich die Vorteile von Unterschieden kennen lernen.

So habe ich mich diesem Thema sehr praktisch genähert und immer erst im zweiten Schritt beim Versuch zu erklären, was mir widerfahren ist, Theorien gesucht und sie in meine Reflexionen einbezogen.

Auch für meine Arbeit wähle ich Theorien und Modelle danach aus, ob sie mir dabei geholfen haben, Erlebtes für mich verständlich zu machen, und ob sie mir ein Werkzeug in die Hand gegeben haben, um handlungsfähig zu werden bzw. zu bleiben.

Daraus entstanden im Rahmen der EU Partnerschaft ESCME (Educating Supervisors and Coaches for Multicultural Europe) Methoden, Designs und Tools,  um diese Erfahrungen an KollegInnen weitergeben zu können.

Mit den Jahren wird mein „seltener begangener Weg“ immer belebter – Student*innen und Schüler*nnen gehen auf ein Austauschsemester, viele Menschen reisen. Die Anzahl der Expatriates – Mitarbeiter*innen, die auf längere Zeit für ihre Firmen im Ausland arbeiten – nimmt zu, und viele österreichische Firmen beschäftigen Mitarbeiter*innen unterschiedlicher Nationalität und Sprache. So kamen bereits 2010 die 330 Lehrlinge der Handelskette Spar aus 25 Nationen und 8 Glaubensgemeinschaften und sprechen 22 verschiedene (Mutter-)Sprachen (Die Presse vom 4. 11. 2010). In der Blutbank des Roten Kreuzes werden neben Deutsch 31 weitere Sprachen gesprochen.

Heute wird es nicht nur für Berater*innen und Supervisor*innen sondern auch für alle anderen immer wichtiger, interkulturelle Kompetenzen zu erwerben und sich die Advantages of Differences in ihr privates und berufliches Leben zu holen.

Persönliches Wachstum, Zugang zu neue Welten, eine neue Art das Leben zu gestalten, neue Sichten auf Bekanntes, ein Bukett  unterschiedlicher Lösungswege, mehr Kreativität und Stabilität, all das kann das Leben und Arbeiten mit Menschen aus anderen Kulturen bringen.

Mit meinen interkulturellen  Workshops, Trainings,  Seminaren und Coaching möchte ich Berater*innen, Manager*innen und viele andere dabei unterstützen, die Vorteile von Unterschieden – Advantages of Differences – besser erkennen und nutzen zu können.